Donnerstag, 4. Oktober 2012

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Dieser Blog dient ja mehr oder weniger als persönlicher Jahresrückblick; schön, dass ich ihn heute so schreiben kann, denn rückblickend auf die letzte Woche könnte man sagen:

Schwein gehabt

Wie hat es der Arzt nach dem Sturz im Krankenhaus gesagt?! " Jogger sterben gesünder" und das sich diese Worte fast drei Wochen später beinahe bewahrheitet hätten, hätte keiner gedacht.

Lange Rede kurzer Sinn, aus meiner stinknormalen Sportverletzung ist eine unschöne Geschichte entstanden, die mich ins Überwachungszimmer unseres Krankenhaus geführt hat und dank der ich nun ungefähr ein Jahr lang keine Schwertkämpfe machen und auch sonst tunlichst Schnittverletzungen etc. vermeiden sollte. Dafür darf ich mir selber Spritzen in den Leib rammen und auch wenn es mein Umfeld nicht glaubt, ist mir der Ernst der Lage schon bewusst (gewesen) - aber nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und es ist nunmal wie es ist.

Mittlerweile werde ich hier auch nicht mehr wie eine tickende Zeitbombe angeschaut und meine Leute entspannen sich um mich rum. Außer Vater Spillie, der quasi den kompletten Haushalt übernommen hat. Naja und außer Opa Ale, der nicht ausschlafen kann und den Fahrdienst für mich übernommen hat. Oma Karin und Opa Herbert machen die Kinder-Mittagsbetreuung und das bedeutet auch nicht unbedingt Entspannung und Oma Brigitte hat das typische Mutterverhalten und sorgt sich um mich, egal was ich sage.

Wenn ich es also Recht überlege, bin ich am entspanntesten von uns allen - schließlich ist mir alles aus der Hand genommen. Ich muss einfach nur zu Atem kommen und mein Kreislauf wieder in Wallung bringen. Kriege ich hin - daheim allerdings viiiel besser als im Krankenhaus.

Ich durfte auch Erfahrungen machen, die mich wirklich den Kopf schütteln lassen.
So bin ich schweißgebadet und atemlos durch die Flure gehechelt und durfte mir einen vorwurfsvollen Vortrag darüber anhören, dass Person XYZ im Bürgerbüro ewig lange auf ihren Personalausweis warten musste, weil dort nur eine Person gearbeitet hat. ENTSCHULDIGUNG - die nächste Lungenembolie werde ich bekommen, wenn es beruflich einfach besser passt. Ein HOCH auf meinen Kollegen, der tapfer die Stellung hält!!

Ich durfte Menschen kennenlernen, bei denen ich mich wirklich frage, wie die so durchs Leben kommen und ich durfte auch Einblick nehmen in die Arbeit der Krankenschwestern und der Pfleger und ich muss sagen, ich ziehe meinen Hut!

Im Überwachungszimmer lag ich zwischen zwei älteren Männern. Beide schwerkrank. Einer davon dement. Die Arbeit, die der Pfleger bzw. die Krankenschwester dort leisten, war für mich beeindruckend. Dabei rede ich gar nicht mal von der Grundpflege, die schwerste körperliche Arbeit darstellt, sondern von der nervlichen Belastung. "Dicke Decke, dünne Decke, zu warm, zu kalt, Durst - verschlucken". 100 mal die Lage verändern, um wundliegen zu verhindern,100 mal erläutern, wo man sich befindet, 100 mal erläutern , dass er seine Frau nicht anrufen kann (weil seit Jahren tot), 100 mal erläutern, dass seine Frau keine Bluse braucht (die er angeblich besorgen sollte) - "Validation" heisst das im Fachbegriff, hat mir der Spillie-Papa erklärt. Kriege ich bei dem Gedanken daran schon wieder feuchte Augen, ist der Spillie-Papa da ein wenig abgeklärter, hat er tagtäglich mit dementen Menschen zu tun. Beruflich!! - nicht mit mir.  Das diese Berufsgruppe dermassen unterbezahlt ist, ist eine grenzenlose Ungerechtigkeit.

Lustig fand ich dann allerdings, als der demente Patient mich mit einer Schwester verwechselt hat.  Als ich den Pfleger zu Hilfe gerufen habe, meinte der Herr ganz entsetzt: OCH, ist die auch behindert?!

Hach ja...so, wie kriege ich jetzt die Kurve zu einem unverfänglichen Thema. Da hier alles im Moment ein wenig durcheinander ist, laufen Finn und Amai auch ein bisschen unrund. Mal der Eine, mal die Andere, das Wetter, ist auch alles andere als freundlich und abgenommen habe ich immer noch nicht - dann nehme ich einfach mal einen Spruch aus einem Sprüchleinbuch, das mir eine Freundin geschenkt hat:

"Optimismus ist die Fähigkeit,
den blauen Himmel hinter den Wolken zu ahnen"
Madeleine Robinson


Der passt doch wie die Faust aufs Auge.....





5 Kommentare:

  1. DAS ist mal ein tiefblicken lassender Blog. Wie meine Schmuse-Oma immer zu sagen pflegt:"Selbst in der tiefsten, schwärzesten Nacht beginnt ein neuer Tag - IMMER" und es ist ja nochmal gutgegangen. Den Rest schaffst du auch und das Rundlaufen kommt, wenn sich der neue Rhythmus eingespielt hat. Kopf hoch kleiner Kämpfer - auch ohne Schwert! Und auch wenn es manchmal nervt - sei froh das sich so viele Menschen um dich sorgen, andersrum wäre es viel schlimmer.

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  2. Du hattest nicht nur Glück, sondern ganz viel Glück im Unglück. Hoffen wir mal, dass Dein persönlicher Schutzengel weiter über Dich wacht. Dass wir Dich aber alle am liebsten in Watte packen würden, solltest Du auch verstehen.

    Weiter gute Besserung für Dich.
    Alles Liebe und lass es langsam angehen.
    OOC

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  3. Hallo.

    Die paar Kilos mehr sind so was von egal. Das mit der Embolie hätte auch anders ausgehen sollen.
    Lass die Anderen um dich herumwerkeln bis du wieder gesund bist.
    Keine falsche Scheu.
    Ich bin durch Gendefekte leider auch so ein Fall und weiß wovon ich rede. :o(

    Gute Besserung.

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  4. Boh Melanie was machst du denn für Sachen. Das ist ja der größte Mist. Gute Besserung und das du wieder fit wirst und rund läufst.
    Liebe Grüße
    Stephanie

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  5. Ganz lange war die Spillie-Mama krank, nun schreibt sie wieder Gott sei Dank! :-) Auch wenn du noch nicht wieder ganz gesund bist..... schöööön, dass es langsam bergauf mit dir geht. Ist zwar Mist, dass du jetzt erst mal mit den Schwertkämpfen, dem Kürbisschnitzen, den Messerwerfvorführungen und Motorsägenwettbewerben aussetzen musst, aber was soll es - Hauptasche du wirst wieder fit!
    Gute Besserung!

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